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1 Tunnel (204 Meter): Weißenborn
Weißenborner Tunnel [EIC] (TH)
Wird auch Tunnel Stöckey oder Lüderoder-Tunnel genannt
Länge: |
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Südportal, vom Bahnhof Stöckey (Mai 2004) (Foto: VSO) |
Nordportal, vom Bf. Weißenborn-Lüderode (Mai 2004) (Foto: VSO) |
Strecke Bleicherode-Ost - Herzberg Im Jahre 1867 erhielt Bleicherode mit der Eröffnung der Bahnstrecke von Halle nach Kassel einen Bahnhof, der jedoch 2 Kilometer von der Stadt entfernt lag. Aus den verschiedensten Gründen, angeblich wegen Geldnot, hatte sich die Stadt Bleicherode mit einer Linienführung nahe der Innenstadt nicht einverstanden erklärt und die Bahn zwar noch in der Stadtflur, aber eben weit draußen verlaufen lassen. Diesen Fehler sah man später ein und versuchte ihn durch die verschiedensten Projekte, z.B. dem Bau einer elektrischen Verbindungsbahn oder einer Pferdebahn zwischen Stadt und Bahnhof, zu korrigieren. An den hohen Kosten scheiterten letztlich alle. Der Magistrat der Stadt Bleicherode und die ansässigen Geschäftsleute unterstützten deshalb das Projekt einer Bahnstrecke, die von der Halle-Kasseler Strecke abzweigt, und mit einem Stadtbahnhof in Bleicherode nach Herzberg führt. Die Konzessionen wurden von der Preußischen Regierung 1905 und 1909 erteilt. Doch die wirtschaftliche Entwicklung des Kreises Worbis machte wenig Hoffnung auf einen baldigen Baubeginn. Um 1906/1907 verstärkten sich die Bemühungen um den Bahnbau von Bleicherode nach Herzberg. Inwieweit dazu die entdeckten Kalivorkommen diese Bemühungen unterstützten, ist nicht genau nachweisbar. Seit 1898 das erste Kaliwerk in Bleicherode entstand, wurden in den Folgejahren im gesamten nördlichen Kreis Worbis Probebohrungen durchgeführt, die reichhaltige Lagerstätten ergaben. Daß die Kalivorkommen für den Bahnbau entscheidend waren, wird durch die Tatsache gestützt, daß die Bahn in Etappen fertiggestellt wurde und zwar so, wie die Erschließung und Inbetriebnahme der Kalilager und -schächte erfolgte. Für den ersten Abschnitt von Bleicherode bis Großbodungen begannen im Oktober 1907 die Arbeiten, er wurde am 1.10.1908 in Betrieb genommen. Am Bahnbau waren überwiegend Arbeiter aus Polen und Italien beteiligt. Am 1.10. 1910 wurde der Abschnitt von Großbodungen bis Bischofferode in Betrieb genommen, am 31.10.1911 wurde die Gesamtstrecke in feierlicher Form eröffnet. Die vorgegebene Trassenführung versuchte, sich den Geländegegebenheiten weitestgehend anzupassen. Das doch relativ abwechslungsreiche Geländerelief entlang des Ostabfalls des Ohmgebirges machte umfangreiche Trassierungsarbeiten in Form von Dammschüttungen, Einschnitten, 10 Brücken und zwischen Stöckey und Weißenborn-Lüderode einen Tunnel erforderlich. Auf dieser Strecke beträgt die stärkste Neigung 16,6 Promille. Bei einer Streckenlänge von 41,33 Kilometer liegen 23,53 Kilometer in Neigungsstrecken von 5 Promille und mehr. Der einzige Tunnel der Strecke: Weißenborner Tunnel mit einer Länge von 204 Metern Bedeutung hatte die Strecke in erster Linie für die Kaliabfuhr. Mit der Weltwirtschaftskrise 1929/1933 ging neben dem Kalitransport auch die Beförderungsleistung im Personentransport zurück. In dieser Zeit kam auch der Wegmann-Doppel-Verbrennungstriebwagen 715/716, der beim Bw Nordhausen beheimatet war, zwischen Nordhausen, Bleicherode-Ost und Zwinge zum Einsatz. Nach 1945 verlief die Demarkationslinie genau über den Bahnhof Zwinge. Betrieblich gab es in Zwinge Probleme, weil die russische Besatzungsmacht einen Schlagbaum angebracht hatte, der ein Umsetzen der Loks unmöglich machte. Züge mußten in Weißenborn-Lüderode "Kopf machen" und bis Zwinge geschoben werden. Deshalb hielten seit dem 12.01.1946 erstmalig Züge im km 24,1, dem neu eingerichteten Haltepunkt Jützenbach, nachweisbar in öffentlichen Fahrplanunterlagen erst ab 2.10.1949 und heute nicht mehr vorhanden. Kurz nach Kriegsende wurde der planmäßige Güterverkehr, ab 28.05.1972 der Personenverkehr zwischen Bischofferode und Zwinge eingestellt. Später wurde das Gleis abgebaut, einige Brücken und Stücke des Bahndammes beseitigt. Zwischen Bischofferode und Großbodungen verkehrte von 1946 bis 1975 der sogenannte "Kali-Expreß", ein Werkspersonenverkehr zwischen den beiden Bahnhöfen und auf den Anschlußbahnen. 1975/76 erhielten die Bahnhöfe Bleicherode Stadt und Bischofferode die Stellwerke der sowjetischen Bauform EZMG. Kleinbodungen und Großbodungen wurden nicht mehr als Kreuzungsbahnhöfe benötigt und wurden in Haltepunkte umgewandelt. Mit dem Sterben des Kalibergbaus im nordthüringer Raum nach 1990 ging auch der Eisenbahnverkehr zurück. Mit Abschluß der Abbrucharbeiten in Bischofferode wurde der Güterverkehr zum 1.1.1996 eingestellt. Auf westlicher Seite wurde nach dem Krieg ab 22.10.1945 der Abschnitt zwischen Herzberg und Pöhlde und ab 2.1.1946 zwischen Herzberg und Zwinge wieder befahren. Die betrieblichen Behinderungen in Zwinge führten dazu, daß ein neuer Haltepunkt "Zwinge Ladestelle" entstand, der 1951 in "Zwinge West" umbenannt wurde. 1961 wurde der Personenverkehr zwischen Herzberg und Zwinge West offiziell eingestellt. Der Güterverkehr zwischen Rhumspringe und Zwinge West folgte 1971 und zwischen Herzberg und Rhumspringe 1982. Die Gleisanlagen wurden zwischen 1984 und 1989 zurückgebaut. |
Text von Karlheinz Dörner |
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