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Strecke 6683: Hemmkoppen-Tunnel

Fotografiert im Juli 2003 von Klaus Erbeck
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  Fotografiert im Januar 2005 von Thorsten Grödel
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Nordportal des Hemmkoppen-Tunnels (Foto: Klaus Erbeck)
Nordportal
  Südportal des Hemmkoppen-Tunnels (Foto: Thorsten Grödel)
Südportal
 
Jahreszahl am Nordportal des Hemmkoppen-Tunnels (Foto: Klaus Erbeck)
Jahreszahl am Nordportal
  Blick aus dem Südportal des Hemmkoppen-Tunnels (Foto: Thorsten Grödel)
Blick aus dem Südportal
 
Trennlinie
 
Der Hemmkoppentunnel ist der zweite Tunnel der Strecke, die sich mit vielen Krümmungen und steilen Neigungen entlang den Berghängen des Otterbaches bzw. des Saaletales entlang schlängelt. Der Tunnel ist in den Jahren 1893/94 erbaut worden und wurde am 1. Oktober 1895 eröffnet. Der Tunnel ist für eingleisigen Betrieb gebaut und ist in seiner gesamten Länge im üblichen Ei-Profil ausgemauert. Der Tunnel schließt nach einem kurzen Voreinschnitt an den ca. 100 Meter langen Saaletal-Viadukt an und hat fast genau die Hauptachse Nord - Süd.

Querprofil des Hemmkoppen-Tunnels (Sammlung: Karlheinz Dörner) Der Tunnel liegt in einer durchgehenden Neigung von 1 : 100. Davon verlaufen 75,6 Meter in der Geraden und 105,4 Meter in einer Krümmung von 200 Meter Halbmesser. Das Gelände über dem Tunnel steigt von beiden Seiten der Portale aus ziemlich gleichmäßig und steil bis auf 383 Meter über NN an. Damit hat das Deckgebirge 52 Meter Überlagerung über dem Gewölbescheitel. Wie bei allen Tunneln der Strecke sind auch hier die Hauptmaße: Breite 5,00 Meter, Höhe 5,62 Meter zwischen SO und Gewölbescheitel, Halbmesser des Gewölbescheitels 2,20 Meter.

Urprofile sind nicht mehr vorhanden - im Tunnelprüfungsbuch sind aber laufend Hinweise vorhanden, dass das Normalprofil des lichten Raumes ausreichend vorhanden sei. Im Jahre 1922 wurden mit dem Storchenschnabel neue Profile des Gewölbes aufgenommen. Die Neuprofile lassen einen regelmäßigen Verlauf der Gewölbekrümmung erkennen.
Im Tunnel befinden sich keine Ausrüstungs-Gegenstände wie Fernsprecher, Hupen, Beleuchtungs- oder Belüftungs-Einrichtungen. Sie sind bei dieser Länge auch nicht erforderlich.
In dem Widerlagermauerwerk sind 6 Nischen ausgespart, und zwar gegeneinander versetzt, auf jeder Seite 3 Stück. Anzahl und Größe sind für den kurzen Tunnel ausreichend. Der Tunnel ist in einzelnen Zonen gemauert, die durch durchgehende Fugen im Gewölbe- und Widerlagsmauerwerk voneinander getrennt sind. Ein Sohlengewölbe oder Aussteifungen der Widerlagsmauern fehlen.
Die Baukosten des Tunnels wurden bei der Generalinventuraufnahme des Reichsbahnvermögens im Oktober 1950 mit 217.200 DM und die voraussichtliche Lebensdauer mit 200 Jahren eingesetzt.

Regel-Querschnitt des Hemmenkoppen-Tunnels (Sammlung: Karlheinz Dörner) Im Tunnelprüfungsbuch wird das durchfahrene Gebirge wie folgt charakterisiert: "Der Tunnel führt auf seiner gesamten Länge durch festen Grauwackefelsen." An anderer Stelle heißt es: "Grauwacke überall fest, nicht gebrüchig und auch nicht druckhaft. Nach stärkeren Niederschlägen wasserhaltig von km 31,002 bis 31,056 beiderseitig vom Kämpfer bis zum Scheitel; von km 31,092 bis 31,109 wie vor. Desgleichen von km 31,152 bis 31,169 an einzelnen Stellen beiderseitig vom Kämpfer bis zum Scheitel, ferner von km 31,177 bis 31,183 wie vor. Im übrigen trocken."
Weiter heißt es in der Baubeschreibung: "Der Tunnel ist in den Jahren 1893/94 nach den angeführten Quer- und Längsschnitten erbaut. Widerlager und Gewölbe sind in einer Stärke von 50 cm ausgeführt. Druckhaftes Gebirge war nicht vorhanden. Bei Herstellung der Widerlager und des Gewölbes ist der zwischen Mauerwerk und Felsen vorhandene Hohlraum von durchschnittlich 20 cm Höhe mit Grauwackesteinen trocken ausgefüllt worden." Von anderer Stelle wird das durchfahrene Gebirge als "Tonschiefer" bezeichnet.
Schuppe meinte daher, von dem Befund der in den Voreinschnitten anstehenden Felsmassen aus zu urteilen, dass es sich um ein Gemisch von Grauwackegestein mit reichlich durchzogenen Tonschieferschichten handelt. Die Gesteinsart ist also nicht einheitlich, die Grauwacke steht in Schichten und Blöcken verschiedener Stärke und Größe an und fällt im allgemeinen senkrecht ein.
Die Grauwackeschichten sind mäßig zerrissen, geklüftet und verwittern an der Oberfläche nur wenig. Mit zunehmender Tiefe nimmt die Zerklüftung des Gesteins ab und Festigkeit nimmt zu. Die ausgebrochenen Gesteinsstücke sind als Bausteine verwendbar, soweit sie aus den unteren Lagen stammen. Die Tonschiefer- und Einlagerungsschichten sind nicht verwitterungsfest und zerfallen an der Luft in Platten und Scherben verschiedener Stärke und Größe. Der Tonschiefer ist gebrüchig, d.h. er lässt sich noch mit scharfen Werkzeugen brechen, widersteht aber dem Zerdrücken. Der Zusammenhang zwischen den beiden Gesteinsarten ist überall vorhanden und nicht durch Spalten unterbrochen. Wasserlösliche Einlagerungen, die unter Umständen zur Bildung von Gleitschichten und Rutschflächen führen könnten, waren nicht zu finden.

Aus diesen Angaben und der Ortsbesichtigung zog Schuppe folgende Schlüsse:
1. Der Tunnel ist wahrscheinlich, ebenso wie die anderen 5 Tunnel im belgischen Ausbruchverfahren hergestellt worden, diese wird nur in standfesten Deckgebirge angewendet.
2. Trotz der ungünstigen Lage des Tunnels am steil nach dem Saaletal abfallenden Berghang konnte der Tunnel ohne Aussteifung und Verstärkung der Widerlagsmauern und ohne Sohlengewölbe, das beweist, dass das Hemmkoppenmassiv keine schiebende Wirkung auf die Tunnelröhre ausgeübt hat.
3. Die Tunnelausmauerung ist in der bei Bruchsteinmauerwerk geringst üblichen Stärke von nur 0,50 Meter erfolgt, auch den Portalen hat man nur die geringe Mauerstärke von 2,00 Meter gegeben. Auch das beweist die Standhaftigkeit und Ruhe des Deckgebirges.
4. Im Prüfungsbuch oder an anderen Stellen befinden sich keinerlei Hinweise auf Tagesbrüche, Nachrutschungen des Gesteins, Ablösungen von Gesteinsblöcken, Wasser- oder Schlammeinbrüchen, die man sicherlich erwähnt hätte, wenn sie an irgendeiner Stelle aufgetreten wären.
5. Die Wasserdurchlässigkeit des Gesteins hat sich besonders im ersten Drittel des Tunnels, aber auch hier nicht übermäßig stark bemerkbar gemacht Die Hälfte der Tunnellänge hat nur wenig oder gar keinen Wasserandrang. Gleitflächen, Rutschstellen, Auswaschungen, Felsspalten und ähnliche Besonderheiten sind ebenfalls nicht bekannt und deshalb wohl auch im Innern des Tunnels nicht vorhanden.
6. Die Erwähnung, dass der durchschnittlich 20 cm starke Hohlraum zwischen Tunnelausmauerung und dem Felsausbruch trocken ausgemauert wurde, deutet darauf hin, dass der Gesteinsausbruch ohne besondere Schwierigkeiten vor sich gegangen ist und auch keine Absackungen des Felsens auf den Gewölberücken erfolgt sind und letztere an keiner Stelle von der Gebirgslast bedrückt wird.

Nordportal des Hemmenkoppen-Tunnels (Foto: Karlheinz Dörner)  
Nordportal  
Alle diese Umstände und Gegebenheiten zusammen ergeben den Beweis für den Gleichgewichts- und Ruhezustand des Deckgebirges.
Die Ausmauerung der Tunnelröhre musste aber trotzdem erfolgen, da das Gestein nicht verwitterungsfest ist und der nötigen Geschlossenheit und des Zusammenhanges entbehrt, ferner nicht so gelagert und gestaltet ist, wie es bei Tunneln ohne Ausmauerung erste Voraussetzung ist. Die Kennzeichnung des Deckgebirges als nicht druckhaft ist aber zutreffend.

Das Gelände über dem Tunnel steigt von beiden Seiten nach der Mitte steil an, ist mit Nadelwald bestanden und weist keine Unebenheiten, Löcher, Spalten, Einbrüche usw. auf, die zu Wasseransammlungen und Einsickerungen in das Deckgebirge führen können.

Das gesamte Tunnelmauerwerk ist aus Grauwacke-Ausbruchsteinen in verlängertem Zementmörtel hergestellt. Die verwendeten Steine sind wahrscheinlich zuerst aus dem Tunnelausbruchmaterial sowie aus den nahe gelegenen Ein- und Anschüttungen, in denen sich genügend geeignetes, festes und verwitterungsfreies Grauwackegestein befindet, gewonnen worden. Die verwendeten Bruchsteine sind gut erhalten, sie weisen keinerlei Schäden (wie z.B. Schalenablösungen, Verwitterungserscheinungen, Risse, Kantenabsplitterungen u.ä.) auf.
Das Gewölbemauerwerk weist keine Verdrückungen, Abplattungen, Profilverquetschungen oder sonstige Schäden auf. Lose Werksteine sind nicht vorhanden, hohl klingende Stellen im Gewölbemauerwerk wurden bisher noch nicht bemerkt. Zur Ausführung des Mauerwerks wurden vorzugsweise ziemlich gleich große Wölbsteine verwendet, die an den Lager- und Stoßfugen ausreichend bearbeitet sind - daher konnte ein annehmbares Schichtenmauerwerk mit Verband hergestellt werden. Die Ausführungsweise des Gewölbemauerwerks mit nur 0,50 Meter Mauerstärke hat sich als ausreichend erwiesen.

Dasselbe günstige Verhalten ist auch beim Widerlagermauerwerk festzustellen, auch hier sind keine Ausbauchungen, Verdrückungen oder Verschiebungen zu verzeichnen. Das äußere Ansehen des Mauerwerks, zu dem nur mäßig ausgerichtete Steine der verschiedensten Grööen durcheinander verarbeitet wurden, lässt eine handwerksgerechte Ausführung erkennen.. Es ist aber doch noch eine Art Schichtmauerwerk zustande gekommen, obwohl auf die Zurichtung der Steine kein großer Wert gelegt wurde. Da sich keine hohl klingenden Flächen beim Abklopfen des Widerlagermauerwerks gezeigt haben, kann angenommen werden, dass die Hintermauerung sachgemäß erfolgt ist.
Schadhafte Fugen waren vor allem an den feuchten Stellen des Tunnels nur ganz vereinzelt zu beobachten. Da die Verwitterung des Fugenmörtels auf der gesamten Länge des Tunnels jedoch bereits in den 50-er Jahren anfing, wurde am 2o. Juli 1976 gemäß Betra 2420 des Rba Saalfeld eine vollständige Instandsetzung des Tunnels vorgenommen. Dabei wurden sowohl Widerlager als auch Gewölbe und Portale gereinigt und verfugt. Eine vollständige Trockenlegung der nassen Bereiche in den Randzonen war nicht möglich.

Beim Tunnelbau wurde nur am Südende auf dem Gewölbe durch Aufbringen einer Asphaltpapplage auf eine Länge von 3 Meter abgedeckt, während der gesamte andere Gewölberücken mit einer Zementschicht überzogen wurde. Diese Art der Isolierung hat sich aber bald als völlig unzureichend erwiesen. Besonders an den Portalen gab es viele wasserdurchlässige Stellen und nur das mittlere Drittel des Tunnels blieb einigermaßen trocken. Deshalb wurde 1911/12 der Tunnel vollständig neu abgedichtet. Der Kostenaufwand betrug 34.500 Mark - oder anders gesagt, 191,00 Mark pro Meter. Die Abdichtung erfolgte durch Aufbringen von 2 Lagen Tektolyth unter Beachtung der gerade herausgekommenen "Vorschriften für die Abdichtung von Ingenieurbauwerken". Die Bezugsstellen der für die Trockenlegung verwendeten Materialien ist nicht bekannt. Die Abdichtung war zunächst in vollem Umfang und auf ganzer Länge voll wirksam. Erst nach 16 Jahren findet sich im Prüfungsbuch die erste Eintragung, nach der am linken Widerlager 50 Meter vom Nordportal eine feuchte, durchlässige Stelle angetroffen wurde. Diese Angabe wurde im folgenden Jahr 1929 durch Aufzählung folgender feuchter Stellen und Flecken nur in den Widerlagern erweitert: am rechten Widerlager 5 bis 12 Meter, 18 Meter und 100 m; am linken Widerlager (hohe Bergseite) 18 bis 58 Meter, 100 bis 103 Meter, 148 Meter, 155 bis 172 Meter und 175 Meter. Das Gewölbe war in ganzer Länge trocken. Bei den späteren Hauptprüfungen war der Tunnel entweder ganz trocken oder nur mit einzelnen feuchten Stellen behaftet. Bei der Prüfung durch Herrn Schuppe 1951 war von den insgesamt 13 Zonen nur die Zone 10 völlig trocken. Bei allen anderen waren - meist am linken Widerlagermauerwerk - mehr oder weniger feuchte (nicht nasse oder tropfende) Flecken oder Stellen festzustellen, die alle bei trockener Witterung wieder verschwinden. Das Gewölbe war durchweg trocken.

  Südportal des Hemmenkoppen-Tunnels (Foto: Karlheinz Dörner)
  Südportal
Wie die Sammlung und Ableitung des von der Gewölbeabdichtung kommenden Wassers erfolgt, ist aus den Angaben und Zeichnungen des Tunnelprüfungsbuches nicht ersichtlich. Es ist zu vermuten, dass das anfallende Wasser in der üblichen Weise in Längsrinnen in Kämpferhöhe aufgefangen und in Fallschächten hinter dem Widerlagermauerwerk in den Sohlenkanal abgeleitet wird. Anscheinend sind auf jeder Seite 3 Fallschächte vorhanden. Die Stellen, hinter denen sich hinter beiden Widerlagern solche Fallschächte befinden, sind durch Ausbruch des Bruchsteinmauerwerks und Ersatz desselben durch Ziegelmauerwerk zwischen Kämpfer und Sohle kenntlich.
Der bei den Abdichtungsarbeiten hergestellte Firststollen auf der ganzen Länge des Tunnels ist ebenso wie der dabei geschaffene Arbeitsraum mit Grauwackesteinen ausgepackt worden.

Die beiden Portale sind ebenfalls aus Grauwacke-Bruchsteinen in verlängertem Zementmörtel in Schichtenmauerwerk und gutem Verband hergestellt worden. Ablösungen des Portalmauerwerks von der Tunnelröhrenausmauerung, Setzrisse oder Trennfugen liegen nicht vor. Die Mauerstärke von 2,0 Meter hat sich als ausreichend erwiesen.

Auf der Bergseite des Tunnels, am linken Widerlager entlang, befindet sich ein mit Platten abgedeckter Sohlenlängskanal mit der üblichen Größe von 30 cm Breite und 40 cm Tiefe, der das fast ständig vorhandene Wasser mit dem Gleisgefälle nach dem Ziegenrücker Voreinschnitt abführt. Die Ableitung des Wassers der Fallschächte am rechten Widerlager wird vermutlich durch Querungen vom Fallschacht zum Sohlenlängskanal abgeleitet.

1973 und 1976 wurden auf Grund des sehr schlechten Zustandes des Tunnels von der Brückenmeisterei Neudietendorf - Außenstelle Silberhausen - Instandhaltungsarbeiten ausgeführt:
1973 wurden neue Markierungen der Tunnelnischen angebracht. Die gestrichenen Asbesttafeln, die trotz geringer betrieblicher Belastung schnell schwarz und unkenntlich wurden, bewährten sich nicht. Entsprechend der Betra 2740 des Rba Saalfeld vom 16.01.1973 wurden die Freileitungsträger und andere aus dem Mauerwerk herausragende Eisenteile aus Sicherheitsgründen entfernt sowie die Zonenschilder (1 bis 22) erneuert. Die Arbeiten wurden vom Arbeitszug aus nachts während der Dienstruhe ausgef+ührt.
Gemäß Betra 2420 des Rba Saalfeld vom 20. Juli 1976 erfolgte eine vollständige Instandsetzung des Tunnels. Vom Arbeitszug aus wurden die Widerlager und Portale gereinigt und verfugt. Eine vollständige Trockenlegung der nassen Bereiche war wegen des zu hohen Aufwandes unmöglich. Gleichzeitig wurden Nischenmarkierungen und Zonenschilder durch neue Plasttafeln ersetzt.
Text und Bilder von Karlheinz Dörner
 
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